Muskuläre Dysbalancen

Quelle: Weinbeck; Optimales Training

Keine Sportart entwickelt alle Muskelgruppen gleichermaßen harmonisch. Dadurch, sowie durch nichtsprortliche einseitige Belastung kommt es zum Auftreten von sogenannten muskulären Dysbalancen.

Muskuläre Dysbalancen stellen muskuläre Ungleichgewichte dar, die einerseits durch eine unproportionale Kraftentwicklung und Verkürzung der "Leistungsmuskulatur" , andererseits durch eine Abschwächung nicht ausreichend trainierter Muskeln beschrieben werden können. Die muskulären Dysbalancen können aber auch dadurch entstehen, daß gewisse Muskelgruppen von Haus aus zur Abschwächung neigen ( z.B. Bauchmuskeln, Gesäßmuskulatur), andere Muskeln hingegen eine Tendenz zur Verkürzung haben (z.B. Wadenmuskel, Rückenstreckmuskel im LWS-Bereich). Diese Muskelverkürzungen sind nicht nur auf Sportler beschränkt.

Wie bereits erwähnt, entstehen muskuläre Dysbalancen vor allem durch einseitige Bewegungsabläufe bzw. einseitiges Krafttraining. In der Folge kann es zu einer gestörten Gelenkfunktion und zu gestörten Stereotypen des Bewegungsablaufs sowie zu einer gestörten Haltung kommen.
Zwischen der Muskulatur und den einzelnen Gelenkstrukturen bestehen enge reflektorische Wechselbeziehungen. Störungen in der Muskulatur bedingen Störungen im Gelenk und umgekehrt.

Sollwerteinstellungen des Muskeltonus (=Spannung) im Sinne von Abschwächungen und Verkürzungen führen zu Veränderungen des Bewegungsstereotyps - die Muskeln arbeiten nicht mehr wie gewohnt zusammen bzw. kontrahieren nicht mehr mit ihrem automatisierten Folgemuster - und beeinflussen damit negativ die Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit der direkt oder indirekt betroffenen Strukturen. Tonuserhöhungen und Muskelverkürzungen gelten als Ursachen für Insertionstendopathien (Sehnenansatzreizungen) und Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule, die oftmals mit Bewegungsstereotypieveränderungen und Haltungsveränderungen einhergehen und Verletzungen Vorschub leisten. Da verschiedene Muskelgruppen in funktionellen Ketten arbeiten, wirkt sich ein verkürzter Muskel auf die gesamte Muskelkette aus und beeinträchtigt das Bewegungsmuster und die gesamte Haltung.

Konsequenz:

Zur Umgehung oder Rückbildung muskulärer Dysbalancen sollten gezielte trainingsergänzende Maßnahmen durchgeführt werden. Inhalt muß dabei sein, zum einen die verkürzten Muskeln zu dehnen, zum anderen sollte dafür gesorgt werden, daß eine ausreichende Kräftigung der Rumpfmuskulatur sowie der abgeschwächten Muskeln erfolgt.

Zur Ausbalancierung des Rumpfes spielen die verschiedenen Bauch - und Rückenmuskeln eine entscheidende Rolle. Während Bauch- und Hüftstreckmuskulatur das Becken aufrichtet, kippen die lumbale Rücken- und Hüftbeugemuskulatur das Becken nach vorne. Nur bei einem ausgeglichenen Kräfteverhältnis der am Becken angreifenden Muskeln kann eine optimale Becken- und damit Wirbelsäulenstellung aufrechterhalten werden.
Dies ist aber häufig nicht der Fall. Oft sind v.a. die Hüftbeugemuskeln gekräftigt und die unteren Rückenstreckmuskeln verkürzt, mit dem Ergebnis, daß es zu einer Beckenkippung nach vorne und damit zu einer zunehmenden Hohlkreuzbildung kommt. Aufgrund abgeschwächter Bauchmuskulatur ist eine Beckenafrichtung und somit ein Ausgleich des Hohlkreuzes nicht möglich. Dies wird verstärkt durch eine zusätzliche Abschwächung der Gesäßmuskulatur.

Vor der Kräftigung der Bauchmuskeln sollte dabei stets die Dehnung und Lockerung der verkürzten Rücken- bzw. Hüftbeugemuskeln stehen.